Episode 003
Titel: Einsam sein
Autor: LuchiaErstellt am: 26.11.2015
Yurieka kniete auf dem nassen Boden, vor Marikos Grabstein am Shino-Tower. Tränen überströmt und verzweifelt. "Was soll ich nur tun? Du bist weg und er... er ist auch weg..." Ihre Augen blickten dem Regen entgegen in den dicht bewölkten Himmel. "Warum bist du gegangen? Warum hast du mich allein gelassen?" sie flüsterte seinen Namen "Ryo..." Dann aber wendete sie den Blick ab, ballte die Fäuste schlug auf die Erde "WARUM?!" Ein Ast zerbrach, panisch zuckte sie zusammen, stand schnell auf und wendete sich dem Besucher hinter ihr zu. "Karasu?" Er stand direkt vor ihr, in der linken Hand ein Strauß Blumen und in der Rechten ein schwarzer Regenschirm, den er nun auch über sie hielt. "Ihr wart sehr gut befreundet nicht?" er ging ein Stück nach vorne um seine Blumen abzulegen. Er richtete seinen Blick nun auf das Grab, auch Yurieka tat das und nickte dabei stumm. Sie hatte nie ein Wort mit ihm gewechselt, aber sie erinnerte sich daran, dass er der beste Freund von Mariko war. "Ob er wohl genauso leidet wie ich?" dachte sie, sprach allerdings kein Wort. "Glaubst du auch, dass es ein Unfall war?" Erschrocken sah sie ihn an "Stimmt, durch einen Zauber ließen sie dafür sorgen, dass es hieße es sei ein Unfall hier am Tower gewesen" Sie nickte erneut. "Ich glaube das nicht! Sie war so ein taffes Mädchen, sie wäre nie durch so etwas umgekommen, es ist eine Lüge, um die Wahrheit zu vertuschen" Karasus Blick wurde wütender. Yurieka sah in seinen Augen wie sehr er unter dem Tot Marikos litt. "Weißt du ich glaube, dass sie jetzt irgendwo da oben ist und vielleicht sieht sie jetzt gerade zu dir hinab, sie würde bestimmt nicht wollen, dass du ihretwegen so leidest" Sie sah ihn aufmunternd an, aber ihre Gedanken sagten etwas anderes. "Sie ist nicht da oben, Nein, nach dem Tot werden die Seelen in Himmel und Hölle getrennt, aber sie war ein Engel, sie war schon vom Himmel, Engel verschwinden, wenn sie sterben..." Um ihren Versuch ihn aufzumuntern nicht völlig misslingen zu lassen, schluckte sie ihre Tränen hinunter und zeigte ein falsches Lächeln. Aber er war schlauer, er sah dass auch sie allen Grund zu leiden hatte "Und das sagt eine, die hier im durchnässten Boden kniet und weint?" Sie zuckte zusammen, er hatte ihre Tränen gesehen. Karasu ging einen Schritt auf sie zu, fuhr mit seinen Fingern zart unter ihren Augen entlang, als wolle er ihre Tränen trocknen, sie hielt ganz still, er übergab ihr den Regenschirm und lief anschließend an ihr vorbei. "Bis dann Yurieka, vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder." Nach diesen Worten war er verschwunden, aber sie stand noch eine ganze Weile da, ihm nachsehend und nicht wissend was sie von diesem Treffen halten sollte.
Im Himmelreich
Er saß einsam am Rande eines goldenen Brunnens, die Ellbogen auf seinen Knien und den Kopf in seine Hände gestützt. Er bemerkte nicht, dass jemand auf ihn zu kam. Sie schlich sich an, so wie sie es immer tat, wenn sie ihn erschrecken und aufmuntern wollte. Sie stand nun hinter ihm, hielt ihre Hände über seine Augen, aber zu ihrem bedauern schubste er sie sanft zur Seite. Er hatte heute keine Lust auf ihre Spielereien. "Mensch Ryo! Was ist jetzt schon wieder los?" Aber er antwortete ihr nicht, ging stattdessen einfach weiter, weg von dem Brunnen und dem was er gesehen hat. Das Engelsmädchen schaute ihm verdutzt nach, dann drehte sie sich um und wagte einen Blick in den Brunnen. Sie hoffe dort zu sehen, was er gesehen hatte, aber ihr wurde das selbe wie immer gezeigt. Ihre böse gewordene Schwester Chelsie, die unzufrieden auf der Erde rum lungert. "hm..." Sie wandte ihren Blick vom Brunnen ab und rannte ihm hinterher "Ryo warte!" Er blieb stehen, sprach allerdings kein einziges Wort. "Geht es wieder um Yurieka?!" Als er weiterhin schwieg, wurde sie sauer. "Sie liebt dich doch gar nicht! Du wolltest sie vergessen, deshalb bist du hier und ganz bestimmt nicht um ihr täglich nach zu weinen!" Ryo sah sie an, so sah sie immer aus, wenn sie wütend war. "Sie ist unglücklich und weint" Sagte er und ging. Für einen kurzen Augenblick stand sie regungslos da, dann aber vernahm sie ein rufen "Mei-Lin?" Genervt drehte sie sich um, es war Raiven, der junge Prinz. "Was ist?" Raiven war alles andere als begeistert als er sah, dass sie ganz offensichtlich von ihm genervt war, aber er schluckte seine Enttäuschung runter. "Meine Mutter will dich sehen!" Sie nickte und ging einfach an ihm vorbei.
Auf der Erde
Viele Stunden waren vergangen seitdem Yurieka am Shino-Tower war. Der Tag war schon wieder fast vorbei, sie war wieder einmal nicht in der Schule gewesen. Auch den Karate Kurs von Maron Mizuki hatte sie nicht besucht, dabei hatte sie Maron Mizuki doch fest versprochen, dass sie dieses Mal kommen würde. Sie seufzte. Sie fand in ihrem Leben einfach keinen Sinn mehr seitdem er weg war. Sie kam sich so dämlich vor, das sie auf Bryan herein gefallen war und Ryo dadurch verletzt hatte. Wie konnte sie so Blind sein und seine Gefühle in der ganzen Zeit nicht bemerken? Eigentlich hatte sie sich fest vor genommen nicht mehr an ihn zu denken, sie hatte ihn verloren, bevor sie bemerkte wie wichtig er ihr war. Es gab auch Tage an denen sie nach vorne schaute. Tage an denen sie zur Schule geht, anschließend mit Maron Mizuki in den Karate Kurs, vielleicht hinterher ein Kaffee trinken, aber insgeheim denkt sie trotz allem jede Nacht an ihn. Sie hatte sich mal eingeredet, dass es was bringen könnte, wenn sie versuchen würde mit einem anderen Jungen auszugehen, aber als es dann so weit war, bekam sie Panik. Geprägt durch die Geschichte mit Bryan, fällt es ihr nun sehr schwer jemandem zu vertrauen. Nach dem gescheiterten Date hatte sie es auch nicht mehr versucht. Sie wusste, dass kein anderer ihn ersetzten konnte, weder damals noch heute. Manchmal wünscht sie sich ein ganz normales Mädchen zu sein. Sie würde gerne die Zeit zurück drehen und anhalten bevor Yoko kam. Sie würde der Fee nicht glauben, sie ignorieren, nie als Engel erwachen. Und Ryo? Er würde nicht gehen. Er würde sie nicht hier zurück lassen, nicht bei diesem anderen Engel sein. Er wäre hier an ihrer Seite und sie würden gemeinsam glücklich werden. Aber ihre Gedanken an den Wunsch verschwinden, sobald sie sich daran erinnert, dass Ryo ein Dämon ist. Wenn auch ein Guter, von den anderen Dämonen ausgestoßener, egal wie sie es dreht, es würde immer unnatürlich sein. Er ein Dämon sie ein Engel, das dürfte eigentlich gar nicht sein. Aber andererseits Luna war auch ein Engel, die Prinzessin des Himmelreichs ums genau zu sagen und Rick, ihr fester Freund, er war der Prinz der Dämonen. Die beiden waren aber so glücklich zusammen. Manchmal wünschte sie sich, sie und Ryo könnten so glücklich zusammen sein, wie Luna und Rick es waren.
Als es donnerte zuckte sie zusammen. Sie wusste gar nicht wie spät es war. Sie hatte wieder lange Zeit im Park auf der einen Bank gesessen. Yoko neben ihr. Sie schwiegen, beide. Es kam oft vor, dass Yurieka hier vor sich hin träumte und die Zeit vergaß. Als es ein zweites mal donnerte und es wieder zu regnen begann, stand sie auf und verließ den Park. Yoko folgte ihr, schweigend.