Episode 025


Titel: Ein verbotener Zauber
Autor: Luchia

Erstellt am: 07.02.2017

 

E ine weile lies sie ihren Kopf neben John auf dem Bett liegen und dachte einfach nur nach. Sie wusste nicht mehr was sie fühlen sollte, was Richtig und was Falsch war. Sie hatte an diesem Abend erst so richtig bemerkt, wie sehr es sie doch verletzte, wenn sie Jonas verlieren würde. Aber liebte sie ihn? Darauf fand sie keine Antwort, sie hatte noch nie Gefühle für einen Jungen gehabt, musste sich nie mit solchen Dingen auseinander setzten. Dann war da noch John, sie hatte jede Minute mit ihm genossen und sie konnte nicht vor sich selbst leugnen, dass sie selbst nach dem ersten treffen an ihrem Geburtstag, nur noch an ihn dachte. Es interessierte sie wie er wirklich war, was er am Tag tat und vor allem auch seine Vergangenheit. Lunita begann zu weinen, in ihrem Herzen herrschte ein so gewaltiges Gefühlschaos, wie sie es sich hätte nie erträumen können. Und die Tränen fielen nicht nur deshalb, zu groß war die Angst John nun zu verlieren. Unter diesen Gedanken schlief sie schließlich ein und begann etwas ganz außergewöhnliches zu Träumen.

 

Sie befand sich in einem Wald. Es war anscheinend Frühling. Um sie herum waren unzählige Bäume und noch nicht ganz geöffnete Blumen. Sie rannte durch den Wald, irrte umher, ohne aber einen Ausgang oder das geringste Anzeichen von Leben zu finden. Schließlich fiel sie erschöpft zu Boden, die Bäume begannen ihre Äste ihm Wind zu wiegen. Lunita verspürte einen Luftzug, als sei jemand an ihr vorbei gerannt, hastig drehte sie sich um, aber da war Niemand... Dann fiel ihr Blick wieder nach Vorne, erschrocken stand sie auf und ging ein Paar Schritte zurück. Da war ein Mädchen, welches direkt auf sie zu kam. Sie hatte langes Haar, aber Lunita konnte die Farbe nicht deuten, auch die obere Hälfte ihres Gesichtes, war für sie verschwommen. Mit jedem Schritt, öffneten sich die Blumen unter ihren Füßen und um sie herum, um anschließend hinter ihr zu verwelken. Sie war die Schöne die Blühende und Duftende, das was sie hinterlies war das erschreckende Grauen! Es war ein so vertrautes Treffen und dennoch ein so Unheimliches. Sie kam so Nahe an Lunita heran, dass sie eigentlich ihren Herzschlag hätte spüren müssen. Aber da war nichts, sie war kalt. Die Unbekannte beugte sich zu Lunita, ihre Zarten Lippen berührten ihr linkes Ohr, während sie flüsterte.

 

Er wird sterben! Nur du kannst es verhindern!

 

Nach diesem Flüstern sprang das Mädchen hoch und es sah aus als würde sie für einen kurzen Augenblick nach hinten schweben. Als Lunita genauer hinsah, stand das Mädchen ein paar Schritte von ihr entfernt. "Aber wie? Was muss ich tun?" Das Mädchen begann zu erzählen. Es handelte sich um einen der verbotenen Zauber, Tauschzauber war sein schlichter Name. Man müsse ihn in der Sprache der S.H. Companion sprechen. Von einer eigenen Sprache hörte Lunita zum ersten Mal, dennoch lauschte sie den verlockenden Worten des Mädchens. Mit diesem Zauber würde der Anwender, jegliches Leiden von der betroffenen Person, in sich selbst aufnehmen. Der Betroffene würde danach keinerlei Schmerzen mehr fühlen, allerdings würde der Anwender alle Folgen zu leide tragen. Nur ein Spirithunter konnte diesen Zauber ausüben. Das Mädchen erklärte Lunita wie sie ihn anzuwenden hatte, welche Worte sie sprechen müsse. Dann lächelte sie und löste sich in Luft auf.

 

Schweißgebadet erwachte Lunita aus ihrem merkwürdigen Traum. Sie sah auf ihre Uhr, es war mittlerweile kurz vor 2 Uhr morgens. John schlief immer noch ganz ruhig. Sie stand auf, etwas schwummrig noch vom Alkohol. Sie ging zu der Tür die zu dem kleinen Waschraum und der Toilette führte. Mehrere Male füllte sie ihre Hände mit kaltem Wasser und schüttete es sich ins Gesicht. Sie war so durcheinander und hoffte dadurch einen klaren Kopf zu bekommen. Viele Minuten vergingen, während sie einfach nur so da stand und in den Spiegel über dem Waschbecken starrte. Sie beschloss sich ein letztes Mal das Gesicht mit diesem erfrischenden Wasser zu reinigen. Als sie wieder auf sah, sah sie wieder diesen Geist, das junge Mädchen, welches sie zuvor in ihrem Scherbenhaufen gesehen hatte. Das Mädchen schüttelte ernst den Kopf. Aber Lunita wandte sich einfach ab, knipste das Licht aus und trat zurück an Johns Bett. Sie beobachtete ihn eine halbe Stunde lang einfach nur beim Schlafen, unsicher was sie nun tun sollte. Sie ging zum Fenster, starrte in die Dunkelheit hinaus, da öffnete sich die Tür, der Arzt den sie bereits kennen gelernt hatte trat herein. "Oh, du bist ja noch da! Die Besuchszeit ist schon lange vorüber, ich muss dich bitten zu gehen, tut mir leid." Lunita trat schnell vom Fenster zurück "Tut mir leid... Kann ich mich gleich noch von ihm verabschieden? Ich werd morgen nicht kommen können." Log sie, allerdings nicht mal so sicher, ob das überhaupt eine Lüge war. Der Arzt nickte verständnisvoll "Natürlich, ich komme in einer viertel Stunde wieder, dann bist du aber Weg." Sie nickte ihm zu und er verließ den Raum. "John..." Sie stellte sich direkt neben ihn ans Bett. "Ich werde dir helfen! Du wirst ein Leben führen können, dass ich sowieso nicht mehr lange gehabt hätte..." Der Geist des Mädchens erschien wieder auf der andere Seite des Bettes und schüttelte heftig den Kopf, doch Lunita ignorierte sie und sprach einfach weiter. "Ich habe diesen Abgrund sooft gesehen, in dem ich sterben werde!" Und sie spürte dass es gar nicht mehr so lange dauern würde bis ihre Träume sich erfüllen würden. Sie begann mit ihrem Ovalen Anhänger zu spielen, bevor sie anfing zu sprechen. Sie sprach diese unverständlichen Worte der ihr völlig unbekannten Sprache. Der Anhänger begann zu leuchten und je lauter sie Sprach desto heller leuchtete er. Während sie sprach begann der Geist, der ihr noch immer gegenüber stand, zu weinen, bevor er dann in einem hellen Nebel verschwand. Sie wurde Zeuge etwas unmenschlichem, etwas, das es eigentlich nicht geben durfte. Doch sie hatte keine Angst, sie formte die unbekannten Worte, als hätte sie das schon unzählige Male gemacht. Aus Johns Körper flogen plötzlich viele kleine Lichter. Sie sahen so ähnlich aus, wie auch die Lichter in die sich die Geister nach dem Zerstören verwandelt hatten. Aber Lunita wusste, dass es nicht dasselbe war, es waren die Lichter der Schmerzen, die Todeslichter. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, aber sie dachte nicht daran jetzt aufzuhören. Sie vollendete den letzten Satz und schrie auf, als all die kleinen Lichter in ihren Körper schossen. John wachte unmittelbar danach auf, er registrierte Lunitas Aufschrei und sah wie das Leuchten um sie erlosch und der Schmerz sie in die Knie zwang. Mit einem Satz sprang er aus dem Bett, nahm sie auf seine starken Arme. "Lunita... was ist passiert?" Mit einem schwachen und weinerlichen Blick sah sie ihm tief in die Augen. Er war gerettet und sie spürte, dass es das Wichtigste für sie war. Schwach erzählte sie "Da war ein Mädchen in meinem Traum!" Sie schloss für einige Sekunden ihre Augen, bevor sie ihn wieder schwach ansah. "Ein Mädchen? Was für ein Mädchen?" "Sie hatte langes Haar, sie hat etwas mit den Blumen gemacht... und gesagt dass ist die einzige Möglichkeit, dich zu retten!" Sie hustete und spürte wie schwer es ihr viel, die Augen aufzuhalten, geschweige davon wie anstrengend es für sie war, ihre kommende Bewusstlosigkeit herauszuzögern. "Was? Was ist die einzige Möglichkeit? Bitte Lunita..." Sie wusste nun blieben ihr nur noch wenige Sekunden und er sollte es erfahren, bevor sie starb. "Der Tauschzauber! John... ich glaube ich..." Sie hustete und ihr Körper verkrampfte sich, doch sie wollte den Satz nicht unbeendet lassen. "Ich... habe sie die ganze Zeit über geliebt!" Sie hustete ein letztes Mal schwer, wollte ihm noch einmal in die Augen sehen, seine Reaktion erraten, aber dazu reichte ihre Kraft nicht mehr, sie schloss die Augen, mit dem Wissen, dass sie sie nie wieder öffnen würde. Aber er war bei ihr, sie starb nicht alleine, sie schaffte es noch ein letztes lächeln aufzusetzen. Dann wurde ihr Körper schwer, ihre Arme fielen schlaff nach unten und ihr Kopf fiel nach hinten.

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