Episode 012


Titel: Zweifel?
Autor: Luchia

Erstellt am: 09.08.2015

 

S ie gingen den gleichen Weg zurück, den sie auch gekommen waren. Dieses mal war alles umgekehrt, das Weiße verschwand, und sie sah die schneebedeckten Bäume näher kommen. Es kam ihr alles viel schneller vor als beim ersten mal. Dann standen sie wieder in einem der unzähligen Gänge des Friedhofes. Umgeben von unendlicher Stille. Erst jetzt fing sie an die Kälte zu spüren, sie brauchte ihren Mantel! Ihr wurde heiß, dann wieder Kalt, sie fühlte sich wie am morgen, an der Tafel. "John... Mir ist so schwindelig..." Er stütze sie, bevor ihr Körper unter ihr nachgeben konnte. Er legte sie einen Moment lang in den Schnee, ihren Kopf auf seinen Oberschenkeln. "Manche Menschen reagieren sehr empfindlich auf das Zeitreisen, es ist besser wenn ich dich jetzt nach Hause bringe!" Er nahm sie auf seine Arme, während sie sich ganz schwach und hilflos fühlte. "John!" ihr flüstern drang ganz leise in seine Ohren. Er sah auf sie hinab, das Hilflose Kind! "Sie können nicht bei mir klingeln, meine Mum, darf sie nicht sehen!" Abrupt blieb er stehen "Willst du damit etwa sagen, dass deine Mutter dich noch nie mit einem Jungen gesehen hat?" Er beschämte sie mit dieser Frage, es war wohl doch sehr ungewöhnlich, dass ein 16 Jähriges Mädchen noch keinen Kontakt zu einem Jungen hatte. Es wunderte sie nur, dass er nicht schon wieder lachte oder zumindest sein grinsendes Gesicht auflegte, stattdessen sah er sie durchdringend an "Lunita, ich kann mit dir zusammen nicht Teleportieren!" Sie verstand gar nichts mehr, er konnte mit ihr zusammen Zeitreisen, das hatte sie vor kurzem selbst durchlebt, aber was meinte er mit Teleportieren? Wie viele Fähigkeiten, von denen sie nichts ahnte, hatte er überhaupt? Da fiel ihr wieder ein wir plötzlich er in ihrem Zimmer auftauchte, er musste sich da wohl schon zu ihr Teleportiert haben. Von den vielen Gedanken wurde sie noch schwächer. "John...Bitte..." keuchte sie heraus. Dann sah sie nur noch die Gestalt der Sterne über ihnen, bevor sie in einen langen und tiefen Schlaf fiel.

 

Er nahm sich ihrer Bitte an und trug sie langsam durch die vielen Gänge des Friedhofes. Er kam an unzähligen Grabsteinen vorbei und fragte sich, wie lange Lunita wohl brauchen würde, bis er ihr vollstes Vertrauen genießen konnte. Das war wichtig, denn nur so konnte er sie auf das bevorstehende vorbereiten. Und er wusste auch, dass die Zeit drängte, dass er womöglich hätte früher zu ihr kommen müssen. Sie war keineswegs ein einfacher Fall soviel war sicher. Sie hatte zu große Ähnlichkeit mit ihrer Großmutter. Aber dennoch war es etwas anderes, das ihn beschäftigte. Er hatte dieses Merkwürdige Gefühl, welches ihm verriet, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Er kam an einem kleinen Häuschen, am ende des Friedhofs an. Ein Häuschen, dass es hier vor ein paar Tagen noch gar nicht gab und bei welchem er die Tür mir bloßer Willenskraft öffnete. Langsam trat er ein. Es gab nur dieses eine Zimmer, in der Mitte stand ein kleiner Holztisch mit vier Stühlen, rechts daneben war ein großes Fenster mit breitem Brett davor. Neben dem Fenster stand in der Ecke das kleine Bett, zu dem er sie nun trug. Ganz sanft legte er sie ab, kniete sich dann am Ende des Bettes nieder und zog ihr vorsichtig die Schuhe aus. Er spürte die eisige Kälte die von ihr ausging und fragte sich, was sie so sehr aufgewühlt haben musste, dass sie in ihrer Eile nicht einmal die Zeit gefunden hatte, sich ihren Mantel anzuziehen. Er konnte nicht glauben, dass es einzig und allein an dem gesehenen Geist lag. Er lies wie aus dem Nichts eine dicke Wolldecke erscheinen, die er dann ganz langsam über sie legte. "Schlaf gut, kleine Lunita!" Dann wendete er sich dem kleinen Kamin auf der linken Seite zu. Er griff nach ein paar Holzscheiten, welche er behutsam hinein legte und entzündete dann ein kleines Feuer. Es gab weder Lampen noch Strom, das einzige was den Raum erhellte, war das Feuer, das nun im Kamin vor sich hin flackerte. John trat leise vom Kamin zurück seine Blicke wanderten zu der riesigen Pinnwand, welche er an der Wand hinter dem Tisch befestigt hatte. Langsam ging er darauf zu und strich über das Foto von Lunita, welches da zusammen mit einem kleinen Steckbrief von ihr hing. Er nahm das Foto ab und hielt es neben ein anderes - Das ihrer Ur Ur Ur Großmutter. Da stimmte etwas nicht, das fühlte er klar und deutlich. Sie sollte die Wiedergeburt ihrer Großmutter sein, doch ihr Aussehen wich von dem vorgegeben stark ab. Die gleichen Gesichtszüge waren zwar vorhanden, aber da waren andere Dinge die nicht übereinstimmten. Ihre Großmutter hatte sehr langes schwarzes Haar, ihre Haare reichten ihr bis zum Boden, während Lunitas Haare zwar auch lang waren, allerdings bereits in ihrer Kniekehle ein Ende fanden. Der Körper ihrer Großmutter schien schwacher, zerbrechlicher und die Oberweite war auch wesentlich kleiner, Lunita dagegen hatte eine Traumfigur mit ordentlichen Brüsten. Er wollte nicht an ihre Brüste denken, sie war noch ein Kind! Also setzte er seine Vergleiche an einem anderen Punkt fest - Der Kleidung. Klar trug man früher ganz andere Sachen wie heute, aber ihre Großmutter hatte auf allen Fotos bunte dezente Kleidung getragen. Während Lunitas Stil wohl eher in das dunkle und aufreizende ging. Eigentlich hätte er sich nicht so damit abmühen müssen, die Vergleiche hätten auch ganz selbstverständlich sein können, allerdings war er auch das perfekte Ebenbild seines Ur Ur Ur Großvaters. Er trug nicht nur dessen Name, sondern sah ihm in allen Punkten ähnlich und das, obwohl er erst vor knapp einem Jahr von seiner Mission erfahren hatte. Davor hatte er nie gewusst wer seine Vorfahren waren, geschweige denn was das alles mit sich brachte. Während er unzählige Fotos der Großmutter musterte blieb sein blick auf etwas hängen, einem kleinen Muttermahl auf der rechten Seite des Halses. Irgendwo hatte er das doch schon einmal gesehen. Es kam ihm so vertraut und doch so weit entfernt vor. Er ging ganz langsam zu dem Bett, indem Lunita scheinbar vor sich hin Träumte. Er Kniete sich nieder und untersuchte ihren Hals. Aber da war kein Muttermahl zu finden. Aber das konnte doch nicht sein! Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, dessen war er sich nun bewusst. Er überlegte einen Moment lang, ob er seinen Meister darüber verständigen solle, dann aber entschied er sich dafür, das ganze noch eine Weile zu beobachten. John ging zurück zu seiner Pinnwand und löste alle Information von Lunita, diese las er sich ein letztes Mal durch, bevor er sie in den Kamin warf. Dann öffnete er das Fenster und setzte sich auf das Brett. Er lehnte sich mit dem Rücken an die eine Seite, stellte sein linkes Bein angewinkelt auf dem Brett ab und lies das Rechte in das Zimmer hinein baumeln. Eine Weile betrachtete er den klaren Sternenhimmel und genoss die eisige Kälte. Irgendwann schlief er so ein.

 

Er stand mitten in einem riesigen Feld aus endlosem Schnee. Ein gewaltiger Schneesturm tobte über ihm. Doch er vernahm keine Kälte. Er stand da wie angewurzelt, als wartete er auf etwas. Viele Minuten vergingen, bis er in der Ferne eine Gestalt erkannte, welche langsam auf ihn zuging. Etwas flüsterte ihm grausam ins Ohr, sagte ihm dass seine Zeit nun bald zu Ende war.

 

-Du wirst sterben, Es gibt kein Entrinnen-

 

Die hässliche Stimme verschwand, als die Gestalt im Schnee näher kam. Es war ein Mädchen - Dieses eine Mädchen. Sie trug ein langes Kleid aus Seide, ihre langen Haare, deren Farbe er nicht erkennen konnte, wehten im Wind. Sie ging barfuss. Unter jedem Schritt erblühte Gras und einige Blumen erwachten zum leben, um mit dem nächsten Schritt wieder zu verwelken und im Schnee zu verschwinden. Sie kam direkt auf ihn zu und blieb nur einen Meter vor ihm stehen. Er war wie gefesselt von ihr. Ihre Augen waren verschwommen, als hätte sie sich ein Tuch davor gehängt, sodass er sie nicht erkennen konnte. Es war sie, er wusste es, er hatte sie so oft gesehen. Er konnte sich nicht rühren, sah sie gebannt an, dann sah er wie ihre Lippen einen Satz bildeten.

 

"Ich bin die, die du solange suchst! "

 

"John, wachen sie auf!"

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