Episode 014


Titel: Streit am Morgen
Autor: Luchia

Erstellt am: 18.08.2015

 

"D u hast Probleme ja? Ich sehe was für Probleme du hast!" Er musterte sie ganz genau, sah dass sie die gleiche Kleidung trug wie am Vortag, ihr ungekämmtes Haar und die Jacke, die wohl Ihm gehörte. "Stehst wohl auf ältere! Wenn du ihn bevorzugst" Er musterte John mit einem abwertendem Blick "Dann hör verdammt noch mal auf, mit den Gefühlen anderer zu spielen!" Sein verstörender Blick fiel auf die Kette, die sie noch immer um ihren Hals trug "Gib sie mir!" Er ging auf sie zu und sie trat instinktiv einen schritt zurück "W...was?" "Gib mir sofort die Kette wieder!" Er ging auf sie zu, schüttelte sie und zwang sie ihm zu gehorchen. "Jetzt reicht es aber!" John schubste Jonas gewaltsam von Lunita weg. "Alles ok?" Er musterte die erschrockene Lunita - Sein kleines Mädchen . Er legte zart ihre Haare beiseite und griff nach dem Verschluss, langsam öffnete er ihn und entnahm die Kette ihrem Hals. Dann drückte er sie Jonas in die Hand. "Geschenke nimmt man nicht so einfach wieder weg, denk das nächste Mal daran, bevor du einem Mädchen etwas schenkst!" Dann kam er ganz nah an sein Gesicht, seine Hand umgriff fest seinen Kragen. "Wenn du sie noch einmal anfasst, Gott ich schwöre dann..." "John!... lass es" Lunita hielt ihn an seinem Arm zurück. "Kannst froh sein, dass sie hier ist, Arschloch!" Dann lies er sich von Lunita wegziehen, welche Mira noch einen entschuldigenden Blick zuwarf, bevor sie mit ihm verschwand.

 

Mira war immer noch wie gelähmt von dem Geschehenen. Als Jonas am morgen in der zweiten Stunde zu ihr kam und ihr erzählte was er am Abend zuvor gesehen hatte, konnte sie es kaum glauben. Nun hatte sie es mit eigenen Augen gesehen. Und dann war dieser John auch noch so ein aggressiver Mistkerl. Als Jonas sich von ihr wegdrehte und davon ging schrie sie ihm nach "Hey warte doch mal!" Er blieb nicht stehen, bis sie ihn schließlich eingeholt und zum anhalten gezwungen hatte. "Was hast du vor?" Er schaute sie nicht an "Die Kette zurück bringen!" "Was ist das überhaupt für eine Kette? Wieso wolltest du sie unbedingt wieder?" Jonas gab keine Antwort, ging einfach weiter und Mira beschloss, mitzukommen. Als die beiden im Schmuckgeschäft ankamen, legte Jonas die Kette auf den Tresen und bat darum sie zurück zu tauschen. "Oh Junge, die Uhr wurde heute Morgen schon ganz früh verkauft. Tut mir leid!" Der Verkäufer öffnete die Kasse, zählte ein paar Scheine ab und reichte sie ihm. "Das ist das einzige was ich dir geben kann." Er schaute ihn entschuldigend an und Jonas trat zornig aus dem Geschäft. "Du hast die Uhr deines Vaters für diese Kette getauscht? Wieso tust du so was?!" Mira musste schnell sein, um mit ihm mithalten zu können, da blieb er aber stehen. "Weil ich sie Gott verdammt noch mal liebe!" er schaute von ihr weg "Oder geliebt habe" Zornig setzte er seinen Marsch fort und lies es sich dabei nicht nehmen sämtliche Mülleimer, welche seinen Weg kreuzten, wegzutreten.

 

John sagte kein einziges Wort und Lunita überlegte lange, ob es richtig wäre jetzt etwas zu sagen. Sie dachte darüber nach wie beschützend er Jonas von ihr geschubst und sich vor sie gestellt hatte. Dann dachte sie zurück an den vorherigen Tag in der Krankenstation, wie toll sich Jonas um sie gekümmert hatte. Natürlich wusste sie, dass er das hier falsch verstanden hatte und diese falschen Anspielungen taten ihr in der Seele weh. Er war auf einmal so laut geworden und so grob zu ihr. Sie blieb stehen. "Lunita?" Da fing sie auch schon an bitterlich zu weinen. Hilflos stand John ihr gegenüber, mit so etwas musste er sich noch nie auseinander setzten. Was macht man wohl, wenn ein Mädchen weint. Er überlegte eine Weile, dann legte er seine Hand auf ihre Schulter und strich langsam auf und ab. Er kam sich wie ein Idiot vor. Lunita stürzte sich in seine Arme, lehnte ihr Gesicht an seinen starken Oberkörper und weinte leise weiter. Eine Weile war er überrascht und rührte sich nicht, dann aber gelang es ihm, seine Arme um sie zu legen. Irgendwann hörte sie auf zu weinen, löste sich von ihm und wusch sich schnell die letzten Tränen weg. "Entschuldige..." "Du musst dich nicht bei mir entschuldigen Lunita! Das war alles ein bisschen viel für dich in den letzten Tagen und das. Aber du hättest mir ruhig sagen können, dass du einen Freund hast, dann hätten wir einen anderen Weg gehen können..." Sie schüttelte heftig den Kopf "Jonas ist nicht mein Freund!" "Ist er nicht?!" "Nein, er mag mich schon lange, aber er weiß auch, dass ich nichts von ihm will, aber gestern..." Sie verstummte und wendete ihr Gesicht beschämt von ihm ab. "Was war gestern?" Leise erzählte sie ihm die Sache in der Krankenstation und an der Kreuzung, auch das was sie Jonas gesagt hatte, weil sie in diesem Moment nicht den Mut aufbringen konnte ihm ein klares Nein zu geben. Insgeheim wusste sie nicht, ob sie ein klares Nein akzeptieren wollte, aber das sagte sie ihm nicht. "Ich glaub er dachte einfach nur, dass wir womöglich miteinander geschlafen haben." John grinste bei dem Gedanke daran "Jetzt lässt er dich wenigstens in Ruhe und du musst dir keine Lügen mehr zurecht legen, lass uns jetzt gehen!" Sie ging an seiner Seite, getroffen von Johns Worten. Sie konnte ihm nicht sagen, dass es ihr in der Seele weh tat, bei dem Gedanken daran, wie verletzt Jonas sein musste. Als die beiden wenig später ein Café betraten und sich an einen Platz weit hinten in der Ecke saßen überflog Lunita die Angebotsliste. Dann griff sie nach ihrem Portmonee und zählte ihr weniges Kleingeld. John grinste "Schnuckelchen, bestell was immer du willst, ich lade dich doch ein!" Lunita wurde ganz rot, als sie bemerkte wie er sie musterte. "Oh...äh... danke!" Brachte sie schließlich heraus. Nachdem sie ein großes Stück Schokoladentorte verschlungen hatte widmete sie sich ihrem Kaffee, John trank zu ihrem erstaunen einen Capuccino. "Was meinten sie damit, dass mein Körper eine Wandlung durchmacht?" Er stellte seine Tasse ab "Ein Spirit Hunter erwacht immer an seinem 16. Geburtstag und von da an beginnt sein Körper die verborgenen Kräfte nach und nach zur Verfügung zu stellen. Dieser Prozess schwächt den Körper anfangs enorm." "Achso deshalb..." Mit einem Mal wurde ihr klar, weswegen sie am Vortag in der Krankenstation gelandet war. "Und was ist die S.H. Companion?" "Ausgesprochen heisst es Spirit Hunter Companion und wörtlich übersetzt Geister oder auch Seelen Jäger Weggefährte. Man kann auch Begleiter sagen, am ende ist es doch das gleiche. Es ist eine Gesellschaft die über die ganze Welt verstreut ist und zusammen arbeitet. Sie untersuchen die Geister, stellen neue Forschungen auf und begleiten im Hintergrund die Spirithunter auf ihrem weg. Jeder Mann der auserwählt ist dem neuen Spirithunter beizustehen ist ebenfalls ein Jäger und wurde durch einen Betreuer dieser Gesellschaft ausgebildet. Außer dem auserwählten Jäger gibt es noch viele andere, die Weltweit angestellt sind um sich um das Spiritproblem zu kümmern. Allerdings kann keiner von uns einen Spirit so verbannen wie du, wir üben Zauber aus, diese Sperren die Seelen zurück in ihre Gräber, aber auch nur für eine gewisse Dauer. Je mächtiger der Jäger, desto länger hält sein Zauber!" "Das hört sich alles... na ja so irreal an..." "Ich schätze, dass ist am Anfang normal, vor allem, wenn man davor nicht an Geister geglaubt hat!" Er grinste als hätte er selbst auch diese Erfahrung gemacht. Als die Bedienung kam bestellte John noch einen Kaffee für Lunita, er selbst wollte nichts mehr. "Essen sie den nichts?" Er schüttelte lächelnd den Kopf "Erst gegen Abend, bist du etwa besorgt um mich, Schnuckelchen?" "Äh... so hab ich das doch gar nicht gemeint!" Lunita winkte ihm schnell ab und versuchte so ihre schon wieder aufgetretene Röte zu verbergen. Er grinste. Dann wendete sie sich wieder dem eigentlichen Thema zu "Sagen sie mal, was ist nun eigentlich an diesem Tag mit äh... unseren Großeltern passiert?" Er senkte den Kopf, nicht sicher ob er ihr alles erzählen sollte, er zögerte, dann aber fing er an zu erzählen.

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